Heilkräuter, Erde, Religionen, Bildung, Spiritualität
Es ist Religions for Peace Deutschland gelungen, dass ein Förderantrag über 5000.- Euro (gestellt von Elisabeth Naurath) bei der Dr. Buhmann-Stiftung für das interreligiöse Umweltprojekt ‚HERBS‘ (Heilkräuter – Erde – Religionen – Bildung – Spiritualität) bewilligt wurde. Es hat sich bereits eine Gruppe zusammengefunden, die aus der Perspektive des Judentums, Christentums, Islam, Buddhismus sowie indigener Religionen daran arbeiten wird, welche Verbindungslinien Heilkräuter in der interreligiösen Bildungsarbeit, in den Gärten der Religionen, zur Förderung der Biodiversität, als Beitrag gegen das Insektensterben u.v.m. haben können.
Auf der Suche nach Heil und Heilung:
Kräuter als Lebensmittel und Lebenswege in Gärten der Religionen
Seit einigen Jahren entstehen in vielen deutschen Städten auf der Basis kommunalen interreligiösen Engagements Gärten der Religionen (z.B. Karlsruhe, Köln, Wuppertal u.a.). Sie wollen einladen zur gemeinsamen interreligiösen Begegnung und zugleich auch in umweltethischer Hinsicht bilden, aber auch Orte der Entspannung und Spiritualität sein. Hierbei sind Heilkräuter meist nur wenig berücksichtigt. Mit vorliegendem Projekt soll der Fokus auf die Verbindung von Pflanze und Heilkraft in gewisser Weise als anthropologischem Beginn des ‚homo religiosus‘, der nach Heil und Heilung sucht, liegen. Viele heilige Texte in den Religionen sprechen von Heilpflanzen und verbinden Schöpfungstheologie (Lobpreis und Dank) Gottes und zugleich den Auftrag an die Menschen, die Heilkraft zu erforschen, um Menschen in Krankheit und Not zu helfen, ihre Leiden zu lindern (Diakonie).
Weltweit betrachtet liegen die Wurzeln der Medizin in der Pflanzenheilkunde (Phythotherapie). Von daher erstaunt es nicht, dass Heilkräuter in den Religionen und in den heiligen Texten der Religionen eine solch evidente interkulturelle Rolle spielen (Ethnobotanik). Wir haben hier eine klare historische Verbindungslinie von Religion und Heilkunde, wie beispielsweise die Tradition der Klostergärten (Ursprung der Krankenpflege in christlichen Klöstern) zeigt. In besonderer Weise soll mit vorliegendem Projket eine Verbindungslinie der Kräuterheilkunde von Judentum, Christentum und Islam gezogen werden (vgl. Wilhelm Barthlott/ Jasmin Obholzer, M. Daud Rafiqpoor: Pflanzen der Heiligen Bücher Bibel und Koran; BfN-Skripten 448, 2016).
Von aktueller Brisanz ist das Thema Kräutergarten jedoch auch mit Blick auf die rasant fortschreitende Klimakrise, die mit einem Insekten- und Vogelsterben und einem Verlust an Biodiversität einhergeht. Insofern hat vorliegende Projektidee nicht nur die Intention, die Begeisterung von Menschen für Kräuterheilkunde (blühende Gärten) und historisch-religiöse Text und interreligiöse Spurensuche anzusprechen, sondern auch zu informieren und motivieren, in ihren eigenen Hausgärten oder Balkonbepflanzungen Kräuter zu hegen und zu pflegen. Mit vorliegendem Projekt ist ein Transfer-Projekt intendiert: Von der Wissenschaft in die Gesellschaft und von der Botanik in die Umweltethik und Pflanzenethik.
Daher soll vorliegende Projektidee praxisnah umgesetzt werden, indem auch Angebote für Erzieher*innen, Lehrkräfte und andere Bildungsakteure zum fächerübergreifenden Unterrichten in Religion/ Biologie/ Geschichte initiiert, aber auch Schulprojekte mit Exkursionen durchgeführt werden. Mittels offenen Workshop-Angeboten und Seminaren zur Verbindung von interreligiösen Traditionen und Kulturen mit Blick auf Kräuterheilkunde, Geschichte und Tradition von Kloster- und Kräutergärten, Herstellung von einfacher Kräuter-Arznei, aber auch Salben, Cremes, Seifen und anderen Lebensmitteln (Backen von Kräuterbroten, Herstellung von Kräuterbutter etc.). Hier gibt es viele Ansatzpunkte, die auf breites Interesse stoßen werden.